„Für ein besseres Leben“ – Eine Reise in die Türkei

Das ist die Antwort, auf die Iso Straßer so lange gewartet hat. Mit nur drei Monaten wurde er von seiner Familie getrennt und wuchs seitdem in einer Pflegefamilie auf.

„Ich bin Arthur und Heide sehr dankbar. Sie sind meine zweiten Eltern und hier hatte ich es sehr gut.“, so berichtet Iso.

Iso Straßer arbeitet seit 11 Jahren in den Zoar-Werkstätten Rockenhausen. Er ist in der KFZ-Werkstatt eingesetzt und fühlt sich dort sichtlich wohl. Immer wenn man ihm begegnet, kommt ein freundliches „Hallo“, „Guten Morgen“. Außerdem ist er eine gute Unterstützung für KFZ-Werkstatt-Chef Hekim Kar.

Und auch hier hat er einen guten Platz gefunden, denn Hekim Kar sieht schon seit vielen Jahren mehr als nur die Arbeit an den Autos als seine Aufgabe an. Hekim kümmert sich um die Menschen, die ihm anvertraut sind.

So steht auch die jährliche Reise schon lange Zeit auf dem Programm. Coronabedingt musste diese in den letzten Jahren leider ausfallen, aber in diesem Jahr konnte sich das KFZ-Team wegen einer besonderen „Mission“ und Dank des Einsatzes von Martina Leib-Herr eine Sondergenehmigung einholen.

Iso Straßer hatte schon lange den Wunsch seine Mutter kennenzulernen.

Zur Geschichte:

Iso wurde am 29.10.1979 in Kusel geboren. Er hat zwei Schwestern, Martina und Linda. Als er drei Monate alt war, wurde seine Familie abgeschoben. Die Mutter in die Türkei, der Vater flüchtete nach Schweden. Iso und seine Schwestern kamen in unterschiedliche Pflegefamilien. Iso wusste, dass seine Mutter in der Türkei wieder Kinder hatte, allerdings konnte er die Familie nie besuchen.

Die Reise:

Am 13.Juli 2022 startete die Gruppe von Frankfurt aus mit dem Flugzeug nach Antalya (Türkei).

Mit dabei waren: Iso Straßer, Michael Wulff, Pascal Wulff, Ralf Lanzer, Hekim Kar und Udo Schönenberger.

In Antalya erwartete die Urlauber ein wunderschönes 5 Sternehotel mit zwei Pools, Panoramaaufzug – Iso bevorzugte wegen Höhenangst allerdings immer den geschlossene Aufzug- und Blick auf das Meer. – Kurz gesagt das Hotel hatte alles was man braucht um sich so richtig wohlzufühlen!

Die Mission:

Am zweiten Tag der Reise machten sich dann Hekim Kar auf zu der Mission. Er wollte die Familie von Iso finden.

Durch einen telefonischen Kontakt vor zwei Jahren mit Isos Halbbruder aus der Türkei, hatte Hekim einen GPS-Standort auf dem Handy. Er machte sich also zu Fuß mit Handynavigation auf den Weg dorthin. Nach 10 km Fußweg bei 42 Grad Celcius – HEKIM RESPEKT! konnte er den Standort erreichen und sein Handy sagte ihm: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“

Am Zielstandort gab es allerdings kein Wohnmöglichkeiten und so suchte Hekim weiter. Er fragte sich in Geschäften und bei Einwohnern auf der Straße durch und war schlussendlich in einen Friseursalon erfolgreich, denn dort kannte man den Halbbruder von Iso. Die Mitarbeiter konnten ihm sogar sagen, in welchem Häuserblock die Familie lebt und deuteten mit dem Finger auf das entsprechende Fenster.

Leider hatte der Häuserblock weder eine Klingel noch stand die Tür offen, sodass Hekim sich über die Feuerwehrtreppe Zutritt verschaffen musste. Im Erdgeschoss begann er dann an den Türen der Wohnungen zu klopfen und nach Isos Halbbruder zu fragen. Bei der 6. Tür war er erfolgreich!

SIE HABEN IHR ZIEL ERREICHT! Jetzt tatsächlich! Hekim hatte es geschafft, denn dort wohnte die leibliche Mutter von Iso! Der Halbbruder, der ihn an der Tür empfing, teilte ihm jedoch mit, dass die Mutter schwer erkrankt ist. Sie ist verwirrt und auf eine 24-Stunden Betreuung angewiesen. Als Hekim ihr erklären wollte, dass er hier ist mit ihrem Sohn aus Deutschland, antwortete sie nur: „Mein Sohn lebt in einer anderen Welt – in ganz weiter Welt.“

Um das Treffen zu ermöglichen fuhr Hekim – diesmal mit dem Taxi- die 10 km zurück zum Hotel. Dort holte er Iso und die Truppe ab und sie fuhren alle gemeinsam zum Wohnort der Mutter.

Jetzt war es endlich möglich uns Iso konnte nach 42 Jahren seine Mutter kennenlernen. Bei seinem Anblick erinnerte sie sich auch wieder und erklärte die schwierige Situation von damals. Mit drei Kindern hätte sie bei der Abschiebung in die Türkei keine Möglichkeit gehabt ein neues Leben zu beginnen und auch die Kinder hätten unter den damaligen Verhältnissen keine Chance gehabt.

Der Halbbruder von Iso ist in der Türkei Direktor eines großen Reiseveranstalters, der die arabischen Länder betreut. Er hat es also auch geschafft ein gutes Leben zu führen und kann so auch seiner und Isos Mutter eine Pflegekraft ermöglichen.

Iso ist dankbar über dieser Erkenntnis, denn es geht ihm gut! Er hat in Deutschland bei seiner Familie alles was er braucht. Auch zu seinen Schwestern hat er noch Kontakt. Die vielen Fragen, die ihn lange Jahre beschäftigt haben, geben ihm jetzt die Möglichkeit damit abzuschließen und neu anzufangen.

Hier bei uns in den Zoar-Werkstätten – wo er ein Teil des Teams der KFZ-Werkstatt ist!

Noch ein paar Highlights der Reise:

„Die Massage war super toll“, berichtet Michael Wulff! Michael hat im Hotel eine Hamam (türkisches Bad) gemacht, bei dem der ganze Körper auf eine besondere Art und Weise gewaschen wird.

Außerdem war Michael bei einem türkischen Friseur (Barber-Shop). Michael war es so heiß, und ihm ist die ganze Zeit der Schweiß gelaufen. Um dies zu stoppen hat der Barber (Friseur) ihn gepudert, der Schweiß hörte allerdings nicht, sodass Michael am Ende komplett weiß war.

Die Gruppe hat außerdem einen Ausflug in die Altstadt von Antalya gemacht. Dort gibt es an jeder Ecke Live-Musik und tolle Kneipen.

Bei ihrer letzten Reise in die Türkei lernte die Gruppe eine Dame kennen, Seher, mit der sie seitdem regelmäßig Kontakt haben. Ein großer Dank der Gruppe auch an Seher, die bei der Suche geholfen hat und auch während des Aufenthalts extra Urlaub genommen hat um den Männern Antalya zu zeigen.

Eine bewegende Geschichte, die uns allen zeigen sollte, wie wichtig es ist für andere Menschen da zu sein. Ob es nun die Pflegeeltern waren, die Iso aufgenommen haben oder auch Hekim Kar, der sich über seine Aufgaben hinaus eingesetzt hat, um Iso diesen Wunsch zu erfüllen!

DANKE an alle, die dies ermöglicht haben.

Kathrin Lanzer
(Marketing & Kommunikation)