„Wenn es knüppeldick kommt“

Liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,

„manchmal kommt es knüppeldick“. Diesen Ausspruch habe ich in den letzten Wochen häufiger gehört. Besonders im Zusammenhang mit zahlreichen Todesfällen in Rockenhausen. Ein Hausbewohner sagte, er fühle sich „wie wann mer äner mit eme Knibbel uff de Kopp geschlah hätt“. Das war seine pfälzisch-derbe Art, die Trauer und den Schock einer Todesnachricht auszudrücken.

Wenn es „knüppeldick“ kommt, dann kommen wir an die Grenze dessen, was wir noch verarbeiten können. Manche kommen dann an den Punkt, an dem sie fragen: „Was will/soll mir das sagen?“

In dieser Woche las ich von einem Mann, dem Mathematiker Diethelm Schulz, der innerhalb von wenigen Wochen drei Bombenattentaten entkommen war. Er befand sich jeweils in unmittelbarer Nähe:

  • 2. August 1980 Attentat auf dem Bahnhof von Bologna (85 Tote und 200 Verletzte)
  • August/September 1980 Beschuss seines Schlauchbootes beim Nato-Luftwaffenmanöver in Griechenland
  • 26. September 1980 Oktoberfest-Attentat München (12 Tote und 221 Verletzte)

Es kam knüppeldick! Auch er hat sich gefragt: „Was will mir das sagen?“ „Warum habe ich überlebt und so viele andere nicht?“

Das sind Fragen, die keine einfache Antwort finden werden. Aber sie werden möglicherweise bei uns den „Boden lockern“, um über grundlegende Fragen unseres Lebens nachzudenken: „Stimmt die Richtung noch?“, „Bin ich noch bereit, etwas Neues zu wagen?“, „Welche Blockaden gibt es in meinem Leben, die mal gelöst werden sollten?“

Wenn es „knüppeldick“ kommt, kann das auch bedeuten: Aufmerksam werden für einen Richtungswechsel grundsätzlicher Art. Denn wenn uns „ein Knüppel zwischen die Füße geworfen“ wird, dann müssen wir anhalten, uns schütteln, aufstehen, uns neu orientieren, Kräfte sammeln und dann weitergehen – vielleicht ganz anders als bisher.

Übrigens (zum Weiterdenken/Weiterlesen): Das „Buch Knüppeldick“ ist in der Bibel das Buch Hiob (im Alten Testament der Bibel). Oder der Lebenslauf des Paulus in der Apostelgeschichte (im Neuen Testament der Bibel).

Von Herzen wünsche ich Ihnen:

  1. Dass es bei Ihnen nicht oder nicht so oft knüppeldick kommt
  2. Dass, wenn es knüppeldick kommt, Sie gestärkt daraus hervorgehen

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Pfarrer

Jochen Walker