Liebe Leserinnen und Leser!

Es ist Ostern: „Christus ist auferstanden.“ „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Ich grüße Sie herzlich zum Osterfest 2023.

Fast hätten wir vergessen, dass es an Ostern um die Auferstehung geht.

In den Nachrichten und am Arbeitsplatz ging es ständig um andere Dinge.

Aber es ist Ostern! Christus ist auferstanden.

Heute möchte ich Ihnen eine nahezu unglaubliche Geschichte erzählen, die sich vor zwei Jahren an Ostern in Bad Kreuznach ereignet hat. Sie ging durch die Presse. Ich weiß es aber auch, weil es entfernte Verwandte betraf: Am Karfreitag war ein einjähriges Kind über einen Sessel zum geöffneten Fenster geklettert und 10 Meter in die Tiefe gestürzt. Beim Eintreffen der Polizei war das Kind bei Bewusstsein. Es hatte eine Verletzung an der Hüfte. Im Krankenhaus wurde es in ein künstliches Koma gelegt, in dem es den Karsamstag verbrachte. Am Ostersonntag durften die Eltern zu ihrem Kind. Es wurde aus dem künstlichen Koma geholt.  Die frohe Botschaft: Das Kind lebt, eine Operation ist nicht notwendig, keine Schäden am Gehirn.

Karfreitag bis Ostern vor zwei Jahren. Für die Eltern ein unglaubliches Wechselbad von Gefühlen aus Angst und Erleichterung, Schuld und Dankbarkeit. Eine Grenzerfahrung zwischen Tod und Leben. Dem Kind wird man einmal diese Geschichte erzählen, denn es wird kaum eine eigene Erinnerung daran behalten. Den Eltern aber wird der Schrecken eingeschrieben bleiben.

Der Wochenspruch der Osterwoche lautet:

„Christus spricht:

Ich war tot,

und siehe, ich bin lebendig

von Ewigkeit zu Ewigkeit

und habe die Schlüssel

des Todes und der Hölle.“
(Offenbarung 1,18)

Es ist immer gut, wenn wir von einer schlimmen Sache in der Vergangenheitsform reden können.

Zum Beispiel, wenn wir sagen: „Als ich ein Kind war, ist mir Schlimmes passiert.“

Oder: „Ich war schwer krank.“

Wenn wir so reden, dann ist das Schlimme vorbei. Es war einmal. Es ist jetzt nicht mehr.

Wenn wir in der Vergangenheitsform von etwas reden, dann ist das Schlimme vorbei.

Jesus sagt: „Ich war tot.“

Jesus spricht vom Ende des Todes und der Hölle überhaupt:

Jesus sagt: Er habe den Schlüssel, der dieses Gefängnis von Tod und Hölle aufschließt.

„Tod und Hölle“ sind der Inbegriff alles Schlimmen.

Für uns ist Jesus Christus der Schlüssel, der dieses Gefängnis öffnet.

Er ist ja durch Tod und Hölle hindurchgegangen, mit Gott an seiner Seite.

Nur wer von Ostern weiß, kann mit Zuversicht durch dieses Leben gehen, in dem wir doch immer noch manches Beängstigende vor uns haben.

Wie gerne würden wir einmal sagen – in Vergangenheitsform: „Ich habe es geschafft, die schlimme Zeit ist vorbei.“

Wenn wir so sprechen, dann liegt sie hinter uns. Sie hat dann ihren Schrecken verloren.

Vom Tod werden wir einmal mit Christus sagen: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Dann ist nur noch Freude vor uns. Das zu wissen, schenkt uns für dieses Leben eine große Zuversicht und eine große Kraft.

Es grüßt Sie herzlich und wünscht Ihnen eine gesegnete Osterzeit,

 

Ihr Pfarrer Jochen Walker